Liebe Leute... es ist eine so lange Geschichte, warum dieses schöne Blog so lange hat brach liegen müssen. Aber vielleicht hat geneigte/r LeserIn ja Zeit und Lust, sich diese Story "anzutun"?! Ich für meinen Teil würde mich freuen - und dem ein oder anderen unter euch wird es vielleicht sogar ein bissi helfen auf dem Weg der Genesung.
Ich habe schon seit fast 25 Jahren mit der Schilddrüse zu tun. Och jo, die einen winken schon ab und sind weg, die anderen lesen möglicherweise begierig weiter. Das ich nie (gesundheitliche) Probleme hatte behaupte ich nicht, aber das das wirkliche Chaos - nein, die Hölle - erst begann, nachdem ich mich einer Komplett-OP unterzogen habe (03.09.2013) ist wahr. Wie die OP verlief - und vor allem das, was vor der OP so abgegangen ist - das habe ich in einem anderen Blog verfaßt, denn das sprengt den Rahmen dieses Blogs! Somit versuche ich, die gesundheitliche Problematik mal kurz zusammenzufassen (nach all den gefühlt unendlich vielen Arztbesuchen habe ich darin leider Übung!):
In einem Arztbrief (vom Nuklearmediziner) an meinen (damaligen/ehemaligen und langjährigen) Hausarzt stand, das meine Schilddrüse rausmüsse. Kurz und gut wegen heißer und kalter Knoten. Der Hausarzt, dem ich damals vertraute und den ich für kompetent hielt (böser Fehler!) seufte nur und meinte, die SD müsse eben raus, ich solle mir ein Krankenhaus suchen das mir "gefiele" (hahahaha) und mich operieren lassen. Naiv wie ich war (wohlgemerkt war) dachte ich mir: "Okay, ich gehe nach Hause, schlafe eine Nacht drüber und gleich am nächsten Tag mache ich einen Termin in einem Krankenhaus aus."
Gesagt, getan. Drei bis vier Wochen später hatte ich also diesen Termin, angeblich zur Vorsuntersuchung. Aber eine Untersuchung fand nicht statt, lediglich ein Gespräch mit einem Chirurgen, der sich als Koriphäre auf dem Gebiet der SD-Operationen bezeichnete (und auch als eine solche hier gilt). Es wurde ein OP Termin vereinbart und ein Termin zu einer Voruntersuchung (wie, schon wieder? dachte ich nur).
Die sogenannte Voruntersuchung beinhaltete lediglich eine kleine Blutuntersuchung des SD-Wertes TSH (der alleine nicht besonders aussagekräftig ist). Ich wurde zu einer Anästhäsistin geschickt, die mich nur fragte, wie viel ich ungefähr wiegen würde - gewogen wurde ich gar nicht. Da ich mich nie - nicht seit Ende der 80er Jahre - auf eine Waage gestellt hatte, konnte ich nicht wirklich eine exakte Angabe über mein Gewicht liefern. Die Narkoseärztin schrieb in ihren Bericht lediglich meine Angabe... die ja nicht aussagekräftig war.
Okay, kurz und gut: ich kam also zum OP-Termin ins Krankenhaus, war furchtbar nervös, hatte auf dem OP-Tisch eine schreckliche Panikattacke und wollte die OP nicht durchführen lassen. Ich wurde narkotisiert - mit mehreren Spritzen von Pflegern und der Narkoseärztin, während mir eine Atemmaske bei vollem Bewußtseit gewaltsam über das Gesicht gedrückt wurde. Ich schrie, das ich raus wolle, die OP absagen wolle, aber ich wurde festgebunden und festgehalten, bis mir die Lichter ausgingen (und das ist noch nett ausgedrückt und in Schnellform getippt, ihr Lieben).
Nach der OP war ich Stunden länger ko als ich hätte sein dürfen. Die OP sollte eine Stunde dauern, gegen 11 Uhr war ich ausgeknockt worden, um 17 Uhr wurde ich wieder wach. Na, da hatte die Narkose/pro Kilo Körpergewicht ja echt reingehauen. Als mein Freund - wie er mir später erzählte schon nervös geworden, öfter im Krankehaus angerufen, was mit mir los sei - bei mir war, redete ich völligen Stuss und Unsinn daher, völlig auf Droge... so muß ich geklungen haben. Eine eindeutig zu heftige Narkose.
Der Chirurg ließ anderntags noch ein paar Blutwerte checken, und nach 2,5 Tagen war ich wieder Zuhause. Leider hatte diese "Koriphäe" vergessen, mir SD-Hormone zu verordnen... nach 10 Tagen landete ich erneut im Krankenhaus (in einem anderen) aufgrund von ständigen Kreislaufzusammenbrüchen, extremen Schwindel, der Unfähigkeit Nahrung aufzunehmen, extremen Durstes (ich trank um die 4-6 Liter pro Tag)...
Puh, alles zu heftig, mich daran zu erinnern, ihr Lieben. :( Mein Leben, wie ich es kannte, war vorbei. Ich zitterte, war nur noch müde und dennoch schlaflos. Binnen der kommenden 10 Wochen (nach der Schilddrüsen-OP) verlor ich 35 kg Gewicht. Wie gesagt, ich konnte keinerlei Nahrung aufnehmen, außer Wasser trinken. Ich war mehrmals im Krankenhaus, wurde von vermeintlichen Hausärzten (bzw. Internisten, wie die sich schimpfen) von 0 auf 100 bzw. 150 µg L-Thyroxin gesetzt (die Hormone, die die SD an sich produziert, wenn man denn eine hat, und die man zuführen muß, wenn die SD krank ist oder gar rausoperiert - wie gesagt, hier alles in Kurzform).
Meine Krankenhaus-Odysee endete im Dezember 2013 auf der Neurologischen, nachdem ich Doppelbilder sah und lediglich ein Lallen zustande brachte, statt sprechen zu können. Meine Motorik war so stark verlangsamt, das ich meinem Umfeld in Zeitlupe erschien, wobei ich selber dachte, niemals wieder ein Auge zutun zu können, so aufgekratzt fühlte ich mich innerlich. Ohne Abstützen auf meinen Freund konnte ich nicht mehr selber gehen, nicht mal die 3-4 Meter vom Wohnzimmer ins Schlaf- oder Badezimmer.
Ich wurde neurologisch komplett durchgecheckt, heraus kam, das ich "nur" unter einem starken Kaliummangel litt, der eben genau diese Symptome verursachte. Nachdem ich innerhalb meines 6-tägigen Aufenthalts im Krankenhaus mit Kalium aufgesättigt worden war, konnte ich wieder beginnen zu essen. Erst nur wenig, ganz langsam. Doch dies normalisierte sich nach einigen Wochen.
Leider (und nochmals leider) ist mein Leidensweg damit jedoch noch lange nicht beendet. Ich habe eine Polyneuropathie entwickelt, ein Leiden des zentralen Nervensystems. Ich renne seitdem von Arzt zu Arzt - und glaubt mir, es gibt so viele kassenärztliche Neurologen nicht, die fähig und vor allem willens sind, sich damit zu beschäftigen, habe mich mit so vielen sexistischen Ärzten auseinandersetzen müssen, das ich mich oft selber wundere, wie ich das noch psychisch durchstehen soll. -.-
Mir geht es nicht gut, aber besser. Ich werde stärker. Langsam, ganz langsam. Und ihr könnt das auch! :O)
Ich will kein Mitleid. Das ist Fehl am Platze. Mitgefühl wäre schön, aber wer spendet das noch gerne an Fremde, die man über das Internet mal "liest", die man ja eigentlich gar nicht kennt? Ich schreibe euch das hier nicht, weil ich jammern will. Das war einmal. Ich rechtfertige mich nicht. Rechtfertigung ist etwas, das ich nie kannte. Aber auskotzen muß man sich dürfen. Zumindest in seiner eigenen Welt.
Ich erzähle euch das, weil es euch - wenn auch dem oder anderen in anderer Form - vielleicht auch schlecht geht. Weil wir alle leiden, an welchen Gebrechen auch immer. Weil wir alle ein wenig Mitgefühl brauchen, denn jeder hat sein Kreuz zu tragen, jeder hat eine Geschichte, jeder braucht bei Zeit Zuspruch.
Ich will euch nur sagen, das ihr an EUCH glauben müßt! Nicht an das, was jemand euch einfach erzählt, der behauptet, er wäre qualifiziert... oder von jemandem der sagt, er hätte eine gewisse Kompetenz... von jemandem, der meint er stünde über euch! Wenn es euch mit dem, was ihr tut, so wie ihr euch fühlt, wie es euch geht, gut fühlt, dann ist nur das wichtig. Dann ist es völlig schnurze, ob das Gegenüber ein Arzt ist oder sonstwer. In diesem Moment glaubt an euch! :O)
Was hilft, um gesund zu werden - ob geistig oder körperlich - ist vor allem der Austausch mit Betroffenen. Menschen wie Du und ich, Menschen, denen es ebenso geht. Menschen, die genau wissen, wie man sich fühlt, auch wenn die Lebenssituation anders ist. Das hilft! :)
Ich wünsche euch das Allerbeste all ihr da daußen, ihr unbekannten Wesen, ob gesund oder krank, ob ihr nun Arbeit habt oder nicht, egal unter was auch immer ihr leidet. Ihr seid alle wertvoll, ihr seid alle wichtig und ganz worscht was so ein Schnösel euch erzählen will, der meint, er wäre besser als ihr, dem glaubt einfach nicht. Lächelt, geht weg und macht euren eigenen Weg! Und so schwer es zu Anfang auch ist, so weh es auch tut: mit jedem Lächeln und Weggehen wird der nächste Schritt zur Genesung immer leichter! :O)
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