Sonntag, 11. März 2012

Warum Regelmäßigkeit wichtig ist und...

... andere Dinge, an die man sich halten sollte als Langzeitarbeitslose/r!*

Ich selber bin seit gut zehn Jahren arbeitslos. Begonnen hatte es damit, das ich als Lehrling bei meinem damaligen (mittlerweile Ex-) Mann in der Firma angestellt war. Mein Mann verließ mich und ich stand auf der Straße - wortwörtlich. Für mich gab es nur die Möglichkeit, ALG zu beantragen, doch ich bekam direkt eine Sperre und rutschte nach Ablauf dieser damals direkt - und ungebremst - in die Sozialhilfe ab. Kurz danach stellte die deutsche Regierung (*Ironie an* danke sehr *Ironie aus*) Hartz IV auf die Beine.

Ich habe zwischenzeitlich als Aushilfe bei verschiedenen Arbeitgebern gearbeitet, mit denen von vornherein
abgeklärt war, das die Stelle nur für 4-12 Wochen besetzt wird. Auch habe ich eine 1-Jahres-Anstellung bei einem großen Verpackungshersteller angetreten, von dem ich gekündigt wurde, weil ich als Offset-Druckerin für eine Stelle als Tiefdrucker (ein nahezu ausgestorbener Zweig der Druckfachrichtung) völlig ungeeignet war - nach einer Auseinandersetzung, in der mich der Chef tätlich bedroht hat, bekam ich binnen von 10 Minuten eine Kündigung vorgelegt.

Mittlerweile habe ich so einige Maßnahmen - 1-€uro-Jobs - gehabt, bei einigen erging es mir ganz gut, bei den meisten wurde ich behandelt wie "minderbemittelt". Doch eines habe ich erkannt:

Es ist sehr wichtig, sich Regelmäßigkeiten zu erhalten und sich gewisse "Rituale" anzueignen, damit man nicht völlig von Depressionen zerfressen wird. Und Depressionen sind eine der ersten Begleiterscheinungen bei Langzeitarbeitslosigkeit. Man bekommt - je länger man arbeitslos ist, desto schlimmer wird es - immer wieder Ausdrücke wie "Sozialschmarotzer" oder "Schnorrer" zu hören. Und je länger man ohne feste Anstellung ist, desto mehr glaubt man selber, das man unnütz ist, zu nichts zu gebrauchen. Wichtig ist, sich einen Tagesablauf zu erschaffen und gewisse Dinge, wie Lebensmittel und Hygieneartikel, immer zum Monatsanfang aufzufüllen! Ein gewisses Maß an "Spießigkeit" tut hier wirklich Not und man sollte sich nicht benehmen, als wäre man noch ein Teenie und gedanken- und verantwortungslos mit seinem Geld umgehen. Sicher ist die Versuchung groß, wenn man die Stütze auf dem Konto hat, loszuziehen und sich ein paar schöne Dinge davon zu kaufen. Aber hier ist Verzicht angesagt!

Was ihr alles an Lebensmitteln im Haus haben solltet, findet ihr hier (klick)!

Die Regelmäßigkeit...

...ist sehr wichtig, um das Gefühl zu haben, gebraucht zu werden, "zu etwas nütz zu sein". Doch wie bekommt man das hin, wenn man kraft- und mutlos ist, verzweifelt und sich einfach nur gehen lassen will, weil man sich zu nichts mehr aufraffen kann?

Fangt mit etwas einfachem an: ein Hobby. Es bieten sich hier zahllose Möglichkeiten, für die man nicht mal Geld investieren muß. Im Internet gibt es zu allen erdenklichen Themen immer wieder neue, kreative Ideen, die ihr in euer Hobby einbinden könnt. Malen zum Beispiel ist eine gute Form der Therapie, wenn es einem schlecht geht. Dazu müßt ihr weder begabt noch talentiert sein, es reicht schon, wenn ihr einfach Spaß daran habt! :) Und ihr könnt dazu eure Malprogramme am PC nutzen. (Paint zum Beispiel, ein wunderbares Programm mit dem man ganz toll seine Kreativität austoben kann! :) )

Ganz wichtig ist ist aber vor allem, das man aufsteht! Ich selber kenne es aus sehr schlimmern Tiefphasen der Depression, das ich meist erst spät abends aufgestanden bin und bis in den hellen Morgen hinein wach war. Steht auf, je früher umso besser. Sechs oder sieben Uhr morgens muß ja nicht sein (:D), doch vor mittag ist empfehlenswert.  Der Körper und die Seele brauchen das Tageslicht, um gesund zu bleiben!

Ziele stecken & die Murmelmethode - Entgegenwirken bei Depressionen

Steckt euch kleine Ziele die ihr verwirklichen wollt! Fangt mit kleinen Schritten an. Setzt die Ziele nicht zu weit oben an, das demotiviert meistens, wenn man nicht direkt von Beginn an weiterkommt. Es gibt ein altes Sprichwort das besagt "Der Weg ist das Ziel" - und das ist wahr! :) Belohnt euch für jeden noch so kleinen Schritt auf eurem Weg zum Zielpunkt!
Hier eine schöne Methode, die ich von einer Therapeutin habe lernen dürfen: die Murmelmethode. Kauft euch ein Säckchen mit Murmeln. Es gibt oftmals schon sehr schöne und äußerst günstige Klicker in Basaren. Sucht euch ein schönes, ansprechendes Glasgefäß - dies kann eine schwungvoll oder außergewöhnlich geformte Flasche sein, eine Vase, ein Glas... jedenfalls etwas, das durchsichtig ist! :) Das Gefäß sollte sichtbar in eurer Wohnung aufgestellt werden, an einem Ort, an dem ihr oft vorbeikommt oder zu dem ihr hinseht. Sobald ihr etwas geschafft habt, auf das ihr stolz seid, werf ihr eine Murmel in das Gefäß.
Eigene Erfahrung (psychologisch fundiert): am Anfang werden es sehr wenig Murmeln sein, die ihr euch selber "gönnt". Doch ihr müßt lernen, euch für alles zu loben, was ihr geschafft habt! Hausarbeit zum Beispiel fällt besonders schwer, wenn man depressiv ist. Ihr habt abgespült? Wunderbar! Werft euch eine Murmel ins Glas! :) Ihr habt direkt auch noch abgetrocknet? Noch besser! Murmel! Ihr seid erst um 4 Uhr morgens ins Bett und trotzdem um 10 Uhr wieder aufgestanden? Super! Das ist eine Murmel wert!
Wenn ihr die "Murmelmethode" so handhabt, werden mit der Zeit immer schneller immer mehr Murmeln in eurem Glas sichtbar sein, der Haufen wird dann so groß, das ihr ein weiteres Gefäß benötigt. Das motiviert ungemein, auch wenn es eine sehr schlichte Methode ist, sein Bewußtsein zu "manipulieren". Das Selbstwertgefühl wird gesteigert, und man bekommt automatisch mehr Kraft und Energie! Diese Methode funktioniert garantiert - aber sie braucht auch Zeit und Geduld, die ihr euch selber gönnen solltet! :)

Nicht verkrampfen!

Nehmt euch selber den Druck. Das bedeutet nicht, das ihr "in den Tag hinein" leben solltet. Durch die Regelmäßigkeit, die ihr euch aneignet, entsteht manchmal Mißmut, das man sich selber unter Druck setzt. Man muß nicht jeden Tag gute Laune vortäuschen oder seine Sorgen ignorieren! Jeder darf sich einfach mal hängen, mal fallen und gehen lassen. An solchen Tagen gilt: kostet die schlechte Laune, den Mißmut aus! Klingt komisch? Ja! Doch wenn ihr euch bewußt macht, das es euch schlecht geht, das ihr "keinen Bock mehr auf den Scheiß" habt, das ihr die Schnauze voll und einfach keine Kraft mehr habt, baut sich der innere Druck ab. Atmet durch, ruht euch aus, laßt den Haushalt einfach liegen. Und rafft euch dann zwei, drei Tage später wieder auf und nehmt eure "Regelmäßigkeit" wieder auf! Bleibt nicht einfach nur im Bett oder auf dem Sofa liegen, nein, rafft euch auf, zwingt euch zum Handeln. Auch wenn es am Anfang sehr, sehr schwer sein wird, werdet ihr nach kurzer Zeit feststellen, das ihr plötzlich viel mehr Motivation besitzt und "ohne schlechtes Gewissen" einfach mal eine Pause einlegen könnt, ohne das sich Druck in euch aufbaut! :)

Viel Glück euch allen da draußen! :)









*dies sind Tipps, die ich aus eigener Erfahrung aufschreibe und euch mitteile! Bitte seht meine Ratschläge nicht als Belehrung an, sondern als Hilfe, denn ich befinde mich selber in einer schweren Lebenssituation!

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