Dienstag, 31. Januar 2012

Skimming (Fishing) - ich fühle mich im falschen Film -.-

Skimming (Betrug)

Skimming (engl. für „Abschöpfen“) ist ein englischer Begriff für einen Man-in-the-middle-Angriff, der illegal die Daten von Kreditkarten oder Bankkarten ausspäht. „Beim Skimming werden illegal Kartendaten erlangt, indem Daten von Magnetstreifen ausgelesen und auf gefälschte Karten kopiert werden.“

Quelle: wiki


Mein Freund kam von der Sparkasse, auf der er einen Kontoauszug holen wollte. Er teilte mir abgehetzt mit, das meine Karte eingezogen worden sei.  Ich hatte bis dahin knapp 3 Stunden geschlafen - die zwei Nächte
zuvor kam ich auf insgesamt 5,5 Stunden schlaf. Ausgeruht oder ausgeschlafen war ich also nicht wirklich. Noch nicht wach aber schon furchtbar nervös rief ich somit auf der Kasse an. Dort teilte mir ein - sehr betroffen klingender - Mitarbeiter mit, das die Order zum Einziehen und zur Sperrung meiner EC-Karte von der Hauptfiliale erteilt worden sei, mit dem Verdacht auf unerlaubten Bankverkehr. Denn es seien Buchungen aus den USA vorgenommen worden, die so gar nicht angesichts meiner sonstigen Bankaktivität zu meinem Kontoverhalten passen würden. Ich solle mich umgehend mit dem Kollegen von der Hauptfiliale in Verbindung setzen.

Innerhalb einer halben Stunde waren wir beide - mein Freund und ich - dann schon unterwegs zur Hauptkasse. Völlig verschwitzt und durchgefroren, da es heute mal wieder windig war wie sonst was, erreichten wir eine halbe Stunde später (ist eine ganz schöne Strecke bis dahin zu laufen) die Kasse. Der Mitarbeiter dort zeigte mir die aktuellen Kontobewegungen - insgesamt waren 3 Abbuchungen bzw. Abhebungen aus den USA erfolgt. Genau der Betrag, der sich auf meinem Konto befunden hatte. Er meinte, das von meiner Karte vermutlich eine Dublette angefertigt worden sein, um das Konto zu räumen. Ich solle eine Anzeige bei der Polizei erstatten und mit den Papieren wieder zu ihm kommen.

Also ab, die Hälfte des Weges wieder zurück, zum Polizeirevier 1. Nach kurzer Wartezeit kamen wir direkt zu einem Oberkomissar, der sich der Sache annahm. Anfangs war er sehr skeptisch. Ich merkte ihm an, das er uns nicht glaubte, als ich ihm mehrmals versicherte, das ich meine Karte so gut wie nie benutze - außer um Kontoauszüge zu holen (3-4 mal im Monat) oder um Geld abzuheben. Einkaufen - das kann man an einer Hand abzählen, wie oft ich die Karte zum Einkaufen benutzt habe. Und dann auch nur in den hiesigen Supermärkten. Daten im Internet eingegeben - auch da konnte ich ihm versichern, das ich genauestens darauf achte, was ich wo angebe. Kontodaten habe ich noch nie im Internet angegeben. Er setzte sich mit einem Kollegen in Verbindung, der für Skimming- und Fishing-Fälle zuständig ist. Dieser wollte sich umhören, ob mehr Fälle in Wiesbaden innerhalb der letzten Tage bekannt wären.
Insgesamt verging eine gute Dreiviertelstunde, in der der POK meine Aussage aufnahm, bevor sich der Skimming-Zuständige wieder meldete. Und er sagte, das sei ein Treffer. Gut für mich, sagte mir der POK. So sei schon mal direkt sichergestellt, das von meiner Seite aus keine Schuld bestünde (Mann, ich kann nicht sagen, wie es mir in dem Moment ging. Stellenweise hätte ich schreien wollen, aber zu meiner eigenen Verwunderung war ich beherrscht und sehr ruhig und gefaßt).

Bekannt ist, das in Wiesbaden Webergasse & Faulbrunnengasse etliche Dubletten von Bankkarten angefertigt worden sind. Die Daten wurden abgefangen (fishing) und so konnten die Betrüger per Dubletten und Pin-Nummer Geld von den Konten der Betroffenen abheben. Tatbestand ist auch, das das benutzte Konto in Chicago, USA sitzt.

So weit, so schlecht. Ich mußte also wieder zurück zur Sparkasse. Diese hatte - bis wir bei der Polizei fertig waren - Mittagspause, und so gingen wir für eine halbe Stunde nach Hause. Als wir pünktlich um 14 Uhr auf der Hauptkasse eintrafen, stellte mir der Mitarbeiter dort einen Bericht über die Kontovorgänge aus. Er meinte, dies diene dazu, es bei der Versicherung der Bank einzureichen um sicherzustellen, das ich mein Geld zurück bekomme. Ich fragte ihn, was ich in den 7-14 Tagen machen solle, die es dauern würde, bis der Fall bearbeitet sei. Tja, war die Antwort, abwarten. Ich sagte ihm, das ich kein, absolut kein Geld mehr habe, denn dies sei immerhin die Zahlung für den kommenden Monat (Februar) gewesen. Er meinte, ich solle mich ans Sozialamt bzw. ans Amtsgericht wenden. Die könnten wir eventuell eine Bescheinigung geben, das mich dazu ermächtige, Geld abzuheben, das ja theoretisch zur Zeit nicht auf meinem Konto vorhanden sei.

So stehe ich - so stehen wir - da. Wieder mit nichts. Weniger als nichts. Ich glaube, das alles ist noch nicht in meinem Kopf angekommen, denn ich bin zu ruhig. Ich bin fix und alle, total durch den Wind und einfach nur down. Ich möchte nichts hören und sehen, ich möchte nicht zocken, nicht basteln, nicht reden, nicht schreiben, nichts machen. Ich werde bald ins Bett gehen und morgen früh - pünktlich um 7:50 Uhr - vor der Tür des Sozialamtes stehen. Und innerlich bereite ich mich auf einen sehr, sehr langen Fußweg zum Amtsgericht vor. Bis (ungefähr) vor einem Jahr war das Amtsgericht nur durch die Innenstadt zu erreichen, mittlerweile ist es in ein riesiges Gebäude auf der Mainzer Straße umgezogen - und das ist sehr weit von hier entfernt. Ich werde mindestens eine Stunde unterwegs sein - allein hin. Ich denke nicht, sollte ich dort morgen vorsprechen, das ich es noch rechtzeitig zur Sparkasse schaffe, ehe diese die Türen schließt. Das heißt also für mich, das sich das ganze noch die nächsten zwei Tage hinziehen wird. Und erst dann werde ich wissen, ob ich für die nächste Zeit noch über Geld verfügen kann. Mein Geld, das mir geklaut wurde. Sollte dem nicht so sein, sitzen wir weiterhin im Dreck - und ich werde nicht arbeiten gehen können nächste Woche, da ich kein Geld habe, um mir eine Busfahrkarte kaufen zu können. Ohne Worte. -.-

Es kommt mir vor, als betrachte ich mich von außen, als wäre das nicht wirklich ich, der das passiert ist. Ich weiß nur, das sie die Schuldigen nicht bekommen werden. Wie auch? Und derweilen werden weiterhin die Menschen abgezockt, die sowieso nichts haben. Aber was solls, die können sich ja nicht wehren. Ich hab die Schnauze voll. Einfach genug davon.

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